Gehen wir baden!
"...das Meer in Triest ist eine Seite des Zimmers, du stehst morgens auf und weißt, wo es ist, du stehst, wo du stehst, und weißt, es ist da. Dies nur um zu sagen, dass hier das Meer anders aufgefasst wird als in anderen großen Küstenstädten. In Neapel, Palermo, Genua haben ein weniger nahes, weniger zugängliches Meer: Kaum außerhalb liegen wunderhübsche Küstenorte, aber es gibt weniger Vertrautheit zwischen dem täglichen Leben der Menschen und dem des Meeres. In Triest hingegen nimmt man mitten in der Stadt (...) ein Bad und an jedem Punkt entlang der Strandpromenade kann man anhalten, aussteigen, sich auf der Straße entkleiden (...) und nach zehn Schritten ins Wasser greifen. Diese vertraute und oft praktizierte Angewohnheit erklärt den in Triest benutzten Ausdruck ins Bad gehen, um zu sagen ans Meer gehen (und nicht etwa ins Badezimmer), als ob der Badeort Barcola die Badewanne zu Haus wäre, zu der man barfuss oder wie die meisten in Pantoffeln geht. " (Triest sottosopra (Triest drunter und drüber), Mauro Covacich, 2006, Laterza Verlag)
Auf der Mole Lanterna gibt es auch noch heute "El Pedocin". Es ist einer der von den Triestinern am häufigsten besuchten und am meisten geliebten Orte und jemand der ein "Original-Triestiner" sein möchte, kann nicht umhin, hierher zu kommen. Es handelt sich um eine öffentliche Badeanstalt, in der auch noch heute der Strand durch eine Mauer durchtrennt ist, wo sich auf der einen Seite die Männer und auf der anderen die Frauen aufhalten. Im Laufe der Jahre haben die Behörden mehrfach vorgeschlagen, die Mauer niederzureißen, doch jedes Mal gab es eine Art Bevölkerungsaufstand: Diese Mauer muss bleiben!
Wer im Sommer über die Küstenstraße nach Triest kommt, hat sicherlich sein Vergnügen.
Ab der Abzweigung Miramare bis zum Pinienwäldchen von Barcola sind die "fremden" Autofahrer und Touristen in ihren Bussen verdutzt, wenn sie die triestiner "Mule" (scherzhaft "Eselinnen" für Frauen, Mädchen) im Bikini, Liegestühlen und Badehandtüchern zur Sonne gekehrt liegen sehen, oder wenn Frauen und Männer in durchaus gewissem Alter auf dem breiten Gehweg seelenruhig Karten spielen, lesen, den warmen Sommer genießen und ein Stück weiter Kinderhorden toben und sich von den kostenlos zu benutzenden Strandaufbauten, sog. "Topolini" ins Meer springen, die zum unangefochtenen Reich lokaler Jugend-Generationen zählen.
Gehen wir jedoch der Reihe nach vor und beginnen mit der Stadt.
risorsa