La Trieste Opicina
Die hohen Geschwindigkeiten waren es, die zum Ruhm und zur weltweiten Relevanz des schwierigen Rennens geführt hatten, aber sie waren es auch, die im Jahr 1971 dessen Ende besiegelten: Die Wagen waren zu schnell geworden und der zurückzulegende Straßenabschnitt war zu stark befahren, so dass es zunehmend zu einem Problem wurde, ihn für die zwei Tage des Rennens zu sperren.
In der Tat ist die Strada Nuova nach Opicina die einzige Straße, die Triest mit den vielen Ortschaften des Hochplateaus verbindet, und diese zu sperren, hätte zur Folge, dass all diese Gemeinden und Dörfer ein ganzes Wochenende lang isoliert gewesen wären.
Die ganze Stadt wartete auf jenes legendäre Wochenende zu Beginn des Sommers, um sich dann um Rennfahrer, Zeitnehmer und Mechaniker zu scharen und in heiterer Stimmung dem Spektakel beizuwohnen.
Seit 1982 organisiert der Club dei Venti all'Ora, Triester Verband der Liebhaber von Oldtimern und Sportwagen, die sich besonders stark mit dem Gebiet von Triest, seiner Geschichte und seinen charakteristischen Aktivitäten verbunden fühlen, jährlich die historische Nachstellung des Rennens, das heute Trieste Opicina Historic heißt. Hier geht es weniger darum, das Rennen nachzumachen, was aus diversen Gründen kaum realisierbar wäre, sondern mehr, die Leidenschaft, die Hochstimmung und die allgemeine Beteiligung wieder aufleben zu lassen, indem einige schöne Renn- und Tourenwagen jener Zeiten wieder auf die Triester Straßen geholt werden.
Triest war zu dieser Zeit ein bedeutendes Handelszentrum, es war der wichtigste Hafen des Reiches. In der Stadt wimmelte es nur so von Unternehmern, Industriellen, Prominenten, Adligen und auch Abenteurern.
Auf Initiative einiger weitsichtiger einheimischer Persönlichkeiten, wie zum Beispiel der Familie Parisi, Dreher und von Thurn und Taxis, gedachte man, durch die Organisation eines Autorennens - der Zelebrierung der Schnelligkeit, Kühnheit und Fähigkeiten des Menschen - der Epoche der Autos und Motoren, die sich in jener letzten Phase der Belle Epoque entwickelte, einen weiteren Anstoß zu geben.
Schon 1908 wurde - und das zeugt davon, wie lebhaft die mit Maschinen und Motoren verbundene Triester Szene war - ein Autorennen auf Geschwindigkeit ins Leben gerufen. Es fand an der Meerespromenade von Barcola statt, wo sich heute der Pinienhain befindet und die beliebten "Topolini" (Strandbäder) beginnen.
Vom ersten Trieste Opicina an wurde die Latte immer höher gelegt: Man wollte zum renommiertesten Rennen Europas werden und man war auf dem besten Wege dazu, dies auch zu schaffen.
In der Tat war das erste Trieste Opicina das größte aller vor den zwei Weltkriegen ausgetragenen Rennen. Es hatte einen riesigen Erfolg und erlebte eine enorme Resonanz, so dass sich Trieste Opicina alsbald mit den größten klassischen Rennen messen konnte: Heute können sich von den noch stattfindenden Rennen allein Targa Florio (1907), Alpenfahrt (1910) und Rallye Montecarlo (1911) damit rühmen, vor Trieste Opicina entstanden zu sein.
Die erste Auflage gewann Otto Hieronimus am Steuer eines Laurin&Klement, einer böhmischen Marke, die später in Škoda umbenannt wurde: Die Verbindungen zwischen Prag und Triest sind nicht zuletzt auch dank dieses Sieges heute noch sehr eng. Otto gelang es, die Wagen der Marken Mercedes, Puch, Austro-Daimler, Lancia und Ford hinter sich zu lassen.
Der Krieg 1914-18 (in Triest begann der Krieg ein Jahr früher als in Italien, so dass Triest ein Kriegsjahr mehr zu erleiden hatte, da es erst als österreichisches und dann als italienisches Territorium in den Krieg eintrat), der auf grausige Weise durch das Attentat von Sarajevo ausgelöst wurde, setzte der Belle Epoque und Trieste Opicina ein Ende. Das Rennen wurde erst im Jahr 1926 wiederaufgenommen, diesmal in einem zutiefst verletzten und veränderten Triest.
Doch die Lust, durch die breiten und gut gezeichneten Kurven zu fahren, die nach Opicina hinaufführen, war zu groß und so begann man dank der Organisation des Automobile Club Trieste schon bald wieder ernst zu machen.
Bereits 1929 gewann der Champion Achille Varzi mit einem Alfa Romeo und im Jahr darauf, 1930, folgte mit dem Sieg des Asses der Asse Tazio Nuvolari eine denkwürdige Leistung. So verhalf der Mantuaner auch Enzo Ferrari, dem Kopf seines Teams, zu seinem ersten Sieg. Dieser baute damals noch keine Autos, sondern nutzte beim Rennen eine Aufstellung von Alfa Romeo P2 und P3, die extrem gut in Schuss waren. Seit jenem Tag fühlte sich Enzo so stark mit Triest verbunden, dass er immer mit großem Engagement am Rennen teilnehmen wollte und hier das Beste, was er an Autos und Fahrern hatte, zum Einsatz brachte: In der Tat erzielte Ferrari im Laufe der Jahre bis 1971 an der Ziellinie von Villa Opicina neun Siege.
Von da an machte sich Trieste Opicina daran, in den "Olymp" zurückzukehren: Lancia, Alfa Romeo, OM, Bugatti, Salmson, Maserati und Fiat lieferten sich im Laufe der diversen Rennen viele Kämpfe. Bis dann die Auflage kam, die von den unheilverheißenden Stürmen von 1939 überschattet war: Wieder war es ein Weltkrieg, der die Entwicklung des Rennens unterbrach.
Und eine echte Sensation geschah. Sie kamen alle: Osca, Abarth, Cisitalia, Porsche und Lotus - nicht eine einzige Marke fehlte, um eine der intensivsten und beliebtesten Etappen der Europa-Bergmeisterschaft auszutragen. Keins der offiziellen Siegerteams wollte in Triest fehlen, kein berühmter Rennfahrer, keiner der hoffnungsvollen Nachfolger, kein privater Fan mit mehr oder weniger großen wirtschaftlichen Möglichkeiten wollte es sich nehmen lassen, am Wettkampf auf der Strecke teilzunehmen, die sich vom Foro Ulpiano bis zur Casa Cantoniera in der Ortschaft Banne schlängelte.
Die außergewöhnliche Bindung zwischen Triest und seinem Rennen erreichte in den 1960er Jahren ihren Höhepunkt: Nunmehr war es nicht mehr nur ein Rennen, sondern vielmehr ein Stadtfest, so wie heute die Barcolana.
Auch Menschen, die eigentlich keine Fans von Autos und Autorennen waren, versammelten sich an der Startlinie oder Strecke, wo ganze Familien Picknick machten und die Kinder von den Schultern der Väter gespannt das Rennen verfolgten.
Das Ganze hatte etwas Gemeinsames und Generationenübergreifendes, wie man es nur selten sieht. Wenn man einem ehemaligen Rennfahrer, der vielleicht nie teilgenommen hat, sagt, dass man aus Triest kommt, kann man noch heute beobachten, wie sein Gesicht aufleuchtet und er einem auf dieselbe Weise antwortet: "Ah, Trieste Opicina" wie einst der verstorbene Clay Regazzoni.
Der Name einer Stadt, noch heute durch die Erinnerung an ihr Rennen an der Spitze des internationalen Autosports. Triest, Stadt des Kaffees, der Barcolana und des Autorennens Trieste Opicina.
Seit 1982 organisiert der Club dei Venti all'Ora die Nachstellung von Trieste Opicina: In den letzten Jahren erhielt die Veranstaltung den Titel Trieste Opicina Historic und findet mittlerweile jährlich statt. Heute ist es ein Event, bei dem das Wettkampfelement nicht mehr die Geschwindigkeit ist, sondern die Einhaltung vorgegebener Zeiten auf den Abschnitten der Strecke, wo die Zeit gestoppt wird.
Die Strecke ist länger geworden und umfasst nun auch die benachbarten Provinzen Gorizia und Udine sowie das Nachbarland Slowenien und manchmal Kroatien. Der internationale Charakter kommt allmählich zurück und so sieht man beim Trieste Opicina, das nun zur Internationalen Meisterschaft Alpe Adria Classic Challenge gehört, immer häufiger auch ausländische Kennzeichen.
Ein weiterer aktueller Faktor, der Trieste Opicina so einzigartig macht, liegt in seinem wunderschönen Gebiet, das nicht nur Autofans, sondern auch Neugierige und Touristen anzieht.
Natürlich sind die Sportwagen und Oldtimer sehr schön und üben auf alle, von Kindern bis zu den Senioren, einen unwiderstehlichen Reiz aus. Doch in einer solchen Umgebung wie den faszinierenden Plätzen von Trieste, den so charakteristischen Karstlandschaften oder den sanften Hügeln der Colli Orientali, die mit Weinbergen übersät sind, erscheinen diese noch anziehender.
Und jene Landschaften und Plätze scheinen wiederum eigens dazu geschaffen zu sein, die geschwungenen Linien eines Pininfarina, Bertone, Zagato, Giugiaro oder Scaglietti zu betonen.
Trieste Opicina schmiegt sich buchstäblich an die außergewöhnlichen Schönheiten der Gegend von Triest und Friaul-Julisch Venetien, um diese weltweit bekanntzumachen.