Unternehmungen

Der Neoklassizismus in Triest

«Triest, Stadt disziplinierter großer und hoher Häuser, die in ihrer Schlichtheit ein wenig streng erscheinen mögen, ohne Abschweifungen oder Kunstkniffe, Bürohäuser, Gewerbe- und Handelshäuser, wo alles, was an Zugeständnis möglich war, im Kompromiss Atrium-Balkon zum Ausdruck kommt, fast schon wie eine gebührende Hommage, aber auch zur Ankündigung von ankommenden Gästen.» (aus "La coscienza di Zeno" von Italo Svevo)
Triest ist noch heute eine im Wesentlichen praktische, funktionelle Stadt, ohne dabei auf eine gewisse romantische Note zu verzichten.

Das moderne Triest, das, was wir noch heute sehen - denn an seiner städtebaulichen Beschaffenheit hat sich nichts oder nur wenig verändert -, ist das Ergebnis der definitiven Verabschiedung des Plans für eine neue Stadt auf den Salinen von Triest, als Dreh- und Angelpunkt der weitsichtigen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung von Karl VI., aus dem Jahr 1736.
In der Tat begann das große Projekt "Triest" am 18. März 1719 mit der feierlichen Proklamation als Freihafen; es sollte der wichtigste südliche Hafen der in Richtung Balkan und östliches Mittelmeer zielenden Handelsstrategie werden (der nördliche Hafen war Antwerpen) und man begann, abgesehen von ein paar Stockungen, sofort, die Pläne zur Errichtung von Hafenstrukturen, Fabriken und Werften sowie für den sorgfältigen Aufbau des sozialen Geflechts der neuen Stadt umzusetzen.
Nachdem Maria Theresia 1740 zur Kaiserin gekrönt worden war und die kriegsbedingten Konjunkturen beendet waren, unterzeichnete sie eine "Anweisung" mit fünfundfünfzig Paragraphen, in denen alle Leitfäden für die Entwicklung des Handels und der Stadt festgelegt waren; nichts blieb dem Zufall überlassen.
Es gab Vorschriften für alles, von rechtlichen Verordnungen und Zöllen bis zur an den jeweiligen Verwendungszweck angepassten Kubatur der Häuser.
Interessant ist auch die Idee, dass der Staat zur Förderung der Schaffung der Parzellen eine Garantie für den Boden und die Einhaltung der Vorschriften leistete... und die Bürger bauten. Gleichzeitig wurden mit einer Reihe von intelligenten und trickreichen Edikten Griechen, Juden, Armenier und andere, von einer regen Handelstätigkeit geprägte Völker nach Triest gelockt, eben jene, die zur Gründung des neuen Handelsplatzes am besten geeignet waren.

Gewiss war die Neoklassik der bestimmende Stil jener Zeit, doch die "Triester" verliehen dem Neoklassizismus eine besondere, kongeniale Spielart, die fast schon eine politische Entscheidung war: Jener Stil sollte besser als jeder andere ihre Art zu sein und zu leben zum Ausdruck bringen.
In Triest setzte man auf Substanz, fast so, als sei in der neoklassizistischen Architektur der Dekor im Wesentlichen auf die Fassade beschränkt, dahinter machte die Kunst Platz für einen Baustil im Zeichen von Funktionalität und Zweckmäßigkeit.

Das erste neoklassizistische Gebäude wurde 1798 von einem Privatmann, Demetrio Carciotti, einem griechischen Kaufmann, errichtet.
Es folgten das Teatro Nuovo, die Börse, das Tergesteo und zahlreiche Privatgebäude.